Sportart
Boxen
Portrait
Michael Gerard „Mike“ Tyson (* 30. Juni 1966 in Brooklyn, New York) ist ein ehemaliger US-amerikanischer Schwergewichtsboxer. Mit einem Alter von 20 Jahren und 144 Tagen war er 1986 der bislang jüngste Boxer, der einen Weltmeistertitel im Schwergewicht erringen konnte. Darüber hinaus war Tyson der erste Weltmeister, der gleichzeitig von den drei Boxverbänden WBC, WBA und IBF anerkannt wurde (Undisputed Heavyweight Champion of the World). Er wurde 2011 in die International Boxing Hall of Fame aufgenommen.
Mike Tyson wurde als jüngstes von drei Kindern in ärmlichen Verhältnissen im New Yorker Stadtbezirk Brooklyn geboren. Seinen Vater lernte Tyson kaum kennen, da jener die Familie verliess, als Mike zwei Jahre alt war. Bis zu seinem zehnten Lebensjahr lebte Tyson mit seiner Familie in Bedford–Stuyvesant in Brooklyn, einem der ärmsten New Yorker Stadtviertel. Obwohl Tyson bereits in frühester Kindheit kriminell wurde – schon bald war er wegen verschiedener Delikte auffällig (Taschendiebstahl, bewaffneter Raubüberfall) – deutete damals nichts auf eine künftige Karriere als „Bad Boy“ des Boxens hin. Tyson war als Kind eher schüchtern, lebte zurückgezogen und galt bei seinen Altersgenossen eher als Schwächling. Sein großes Hobby war die Taubenzucht.
Als Zwölfjähriger war Mike Tyson wegen verschiedener Delikte bereits 38 Mal von der Polizei festgenommen worden. Schließlich kam er an eine Schule für schwer erziehbare Kinder in Catskill im Bundesstaat New York. Sein dortiger Sportlehrer Bobby Stewart, ein ehemaliger Profiboxer, war von Tysons physischen Fähigkeiten beeindruckt, lehnte aber zunächst dessen Bitte ab, ihn im Faustkampf zu unterrichten. Erst nachdem Tyson seine schulischen Leistungen gesteigert hatte, gab Stewart dem Willen des Jungen nach und gab ihm seine ersten Boxlektionen. Schon bald stellte er Tyson dem Trainer Cus D’Amato vor. Dieser schwärmte, nachdem er den erst dreizehnjährigen Tyson im Sparring gesehen hatte, und ließ sich angeblich zu der Behauptung hinreißen: „Das wird der zukünftige Weltmeister im Schwergewicht“.
Ab diesem Zeitpunkt wurde Mike Tyson von Cus D’Amato gezielt auf eine Laufbahn als Boxer – zuerst als Amateur, anschließend als Profi – vorbereitet. So erwirkte D’Amato bei der Erziehungsbehörde New Yorks, dass Tyson bei ihm und seiner Lebensgefährtin in Catskill leben durfte. Als auch noch Tysons Mutter an Krebs starb, wurde D’Amato schließlich gesetzlicher Vormund des jungen Box-Talents. Um Tysons Boxkarriere bei den Amateuren finanziell abzusichern, fand Cus D’Amato in seinen beiden Freunden Jim Jacobs, einem ehemaligen Weltklassespieler im American Handball, und Bill Clayton, einem Ex-Werbemann, finanzstarke Geldgeber. Tysons Amateurkarriere begann vielversprechend. In auffallend vielen seiner Amateurkämpfe, die in der Regel auf je drei Runden angesetzt waren, konnte Tyson vorzeitig gewinnen.
Im März 1985 wechselte Mike Tyson mit 18 Jahren in das Profilager. Zunächst wurde er unter der Regie von Cus D’Amato durch seine beiden Manager Bill Cayton und Jimmy Jacobs behutsam aufgebaut. Am 6. März 1985 bestritt Tyson seinen ersten Profikampf. Um erste Ringerfahrungen sammeln zu können, kämpfte Tyson alle vier Wochen gegen Gegner, die ihm kaum gefährlich werden konnten. Letztlich hatte keiner eine Chance gegen Kid Dynamite, wie Tyson schon bald von den Medien genannt wurde. Am Ende des Jahres 1985 hatte Tyson bereits 15 Kämpfe bestritten, die er alle gewonnen hatte.
Am 4. November 1985 starb Cus D’Amato. Mike Tyson nannte diesen Zeitpunkt später den schlimmsten seines Lebens, und es gab Befürchtungen, dass seine sportlichen Leistungen unter diesem Schicksalsschlag leiden würden. Doch bereits acht Tage später siegte Tyson in gewohnter Manier gegen Eddie Richardson durch K. o. in der ersten Runde. Bereits in seinem zweiten Jahr als Profi wurde Tyson von seinem Management für reif genug befunden, mittelfristig um die Weltmeisterschaft kämpfen zu können. Daher bekam es das Ausnahmetalent erstmals auch mit höherklassigen Gegnern zu tun. Als erster ernstzunehmender Prüfstein galt dabei Jesse Ferguson, gegen den Tyson am 16. Februar 1986 sein Fernsehdebüt bestritt. Tyson gewann diesen Kampf souverän durch Abbruch in Runde sechs.
Bis zum März des Jahres 1986 hatte Tyson schließlich 19 Kämpfe bestritten und vorzeitig gewonnen, elf davon bereits in der ersten Runde. Um diese Kampfbilanz so gut wie möglich vermarkten zu können, entschloss sich Tysons Management, Videokassetten mit den besten Kampfszenen des jungen Tyson an ausgewählte Sportreporter in den USA zu schicken. Mit dieser Aktion konnte auch außerhalb der Boxszene der Bekanntheitsgrad von Tyson deutlich gesteigert werden.
In seinem 20. Kampf musste Tyson das erste Mal in seiner Karriere über die volle Distanz gehen. Er gewann dabei nach zehn Runden gegen seinen Landsmann James Tillis, genannt Quick Tillis („Schneller Tillis“), ungefährdet nach Punkten. Auch in seinem nächsten Kampf am 20. Mai 1986 musste sich Tyson nach zehn Runden mit einem einstimmigen Punktsieg begnügen. Der Gegner, Mitch Green, kam wie Tyson aus New York und hatte ebenfalls in seiner Jugend das Image eines „Strassenschlägers“. So war dieser Kampf für beide Boxer eine Sache des Prestiges, nicht zuletzt auch deshalb, da der Kampf in ihrer Heimatstadt stattfand.
Ausstellungsstück
Erfolge
- Profibilanz: 50 Siege – 6 Niederlagen – 2 ohne Wertung
- 44 Siege durch K.o., davon 22 in der 1. Runde
- 22. November 1986: WBC-Weltmeister (9 Titelverteidigungen)
- 7. März 1987: WBA-Weltmeister (8 Titelverteidigungen)
- 1. August 1987: IBF-Weltmeister (6 Titelverteidigungen)
- 16. März 1996: WBC-Weltmeister
- 7. September 1996: WBA-Weltmeister
- 30. Januar 2012: WWE Hall of Fame Class of 2012
- Platz 4 der meisten Titelverteidigungen der WBC im Schwergewicht (nach Lennox Lewis, Larry Holmes und Muhammad Ali)
- Platz 2 der meisten Titelverteidigungen der WBA im Schwergewicht (nach Muhammad Ali)
- Platz 2 der meisten Titelverteidigungen der IBF im Schwergewicht (nach Wladimir Klitschko)